RKS: Doppelt gefordert

Gastkommentar von Ralf Wohlmannstetter:

Doppelt gefordert

Tatjana Vogt aus Gausbach gehört zu den Hoffnungsvollsten Talenten in Mittelbaden im Hammerwurf und beim Rasenkraftsport. Die 15-jährige startet für die LAG Obere Murg, die Werferhochburg im Leichtathletikkreis, und hat schon stattliche Erfolge in ihrer noch jungen Karriere aufzuweisen. Zuletzt wurde sie badische Jugendmeisterin in der Klasse W15. Ihr Bestleistung in diesem Jahre mit dem drei Kilogramm schweren Hammer liegt bei starken 47,46 Meter. Damit hat sie die geforderte Qualifikationsnorm von 41 Metern für die in diesem Jahr erstmals im Terminplan stehende deutsche U-16-Meisterschaft haushoch übertroffen – und würde dort sicherlich um eine gute Platzierung mit werfen können. Eigentlich! Denn der W-15 Athletin fehlt die „zweite Disziplin“. Von der Jugendabteilung des Deutschen Leichtathlik-Verbandes (DLV) im Rahmen des Gesamtkonzepts der Kinder- und Jugendleichtathletik neu entwickelt, werden am 16./17. August in Köln die deutschen Jugendmeisterschaften U16 in den Einzeldisziplinen erstmalig stattfinden. Und erstmalig gibt es auch einen Passus zu den normalerweise geforderten Mindestleistungen. Neben der Norm in der gemeldeten Disziplin muss nämlich auch eine Zusatzleistung in der Freiluftsaison 2014 aus einem der anderen Diziplinblöcken erbracht worden sein. Für den Sprint-Sprung-Typ ist dies eventuell noch recht einfach zu bewerkstelligen, liegen doch die beiden Diziplinblöcke dicht beisammen. Der Mehrkämpfer dürfte gar keine Probleme haben. Für einen Langsteckler oder Geher ist dies schon erheblich schwieriger, ebenso für einen Werfer. Und somit muss Tatjana Vogt nun versuchen, bis zum Meldeschluss am 29.Juli im Dreisprung die geforderten zehn Meter zu schaffen. „Im Dreisprung erscheint es uns am ehesten möglich, die geforderte zweite Quali zu schaffen“, so Hammerwerter Bastin Wörner, der Tatjana bei den badischen Meisterschaften betreute. „Beim Weit- oder Hochsprung wäre die geforderte für sie weitaus schwieriger ebenso beim Spring oder bei der Mittelstrecke.“ Die Idee, die dieser vom DLV geforderten zweiten Mindestleistung zu Grunde liegt, ist eigentlich nicht verkehrt. So soll verhindert werden, dass die jugendlichen Nachwuchsleichtathleten zu früh in eine Spezialisierung gedrängt werden. Bei verantwortungsvollen Trainern, die ihre Talente behutsam aufbauen, sollte das aber sowieso nicht der Fall sein. Und letztendlich besteht auch noch die Gefahr, dass sich einer der Nachwuchsathleten bei der für ihn ungewohnten Disziplin verletzt. Und das wirkt sich dann nicht nur auf die „Spezialdisziplin“ aus, sondern führt auch zu ziemlich Frust.

 

 

 

Schreibe einen Kommentar